Sophonisbe, eine tragische Frauengestalt des Altertums. Gnadenlos wird sie im Krieg zwischen Rom und Karthago zum Spielball von Machtinteressen und kann damit als hochaktuelle Figur in unserer von Kriegen und politischen Konflikten geprägten Gegenwart gelten. Letzlich leidet immer das Individuum unter den Begehrlichkeiten der Weltmächte. Von divergierenden Machtinteressen in die Enge getrieben wählt Sophonisbe den Freitod. Dieser verzweifelte Entschluss jener tragischen Frauengestalt verlangt nach einer radikalen Umsetzung.
Christian Gottlob Neefe, der als Begründer des deutschen Singspiels oft zu eher heiteren Sujets griff, löst diese Forderung ein und lässt Sophonisbe als einzige Figur seines Monodrams auftreten. Diese „Alleinstellung“ der Hauptfigur entspricht ihrer weitgehenden Isolation und verzweifelten Lage. 1776 das erste Mal aufgeführt, besticht Neefes Musik durch eine drastische Intensität und bedrückende Dichte, die das Seelenleben der Protagonistin in all seinen Facetten ausleuchtet. Es ist ein großes Glück, dass Neefe selbst das Orchesterwerk mit solistischer Sprechstimme für Klavier einrichtete, um es im intimeren Rahmen aufführbar zu machen.
Die bildende Künstlerin Sara M. T. Richter-Höhlich konnte für die Gestaltung des mininaturhaften Bühnenbildes gewonnen werden. Dabei werden die Inhalte von Neefes Monodram trotz der antiquierten Textebene neu gedeutet und bewusst politisch konnotiert. Neefes Musik wirkt aufgrund ihrer hohen Ereignisdichte erstaunlich modern und verschmilzt mit der bühnenbildnerischen Umsetzung zu neuen Sinneinheiten. Nicht zuletzt ist dieses Miniaturtheater ein entschiedener Protest gegen den Missbrauch von Frauen im Dienste der Macht und kriegerischen Konflikten.
Auf der Bühne erleben wir Magda Decker, 1987 in Berlin geboren und seit der Spielzeit 2013/14 Schauspielerin am Theater Chemnitz, sowie Richard Röbel, Spezialist für für historische Tasteninstrumente, Meisterschüler der Mozart-Preisträgerin Christine Schornsheim und in seinen jungen Jahren Stipendiat 2006 der Sächsischen Mozart-Gesellschaft e.V.