18. Juli 2025 bis 17. August 2025
Eröffnung: 18. Juli, 19 Uhr
Öffnungszeiten: täglich 12–20 Uhr (am 14. August geschlossen)
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Die Ausstellung entsteht durch die von der künstlerischen Leitung ausgewählten Werke, einem Artist-in-Residence-Programm mit europäischen Partnerinstitutionen der Begehungen und Projektideen aus dem weltweit ausgeschriebenen Open Call. Der Open Call war Künstler:innen unter 30 Jahren vorbehalten, wodurch nahezu ein Drittel der Ausstellung von jungen Perspektiven bestimmt wird. Die künstlerische Leitung der Ausstellung obliegt Dr. Claudia Tittel.
Einige der Künstler:innen der Ausstellung gehören zu den aktuell einflussreichsten Stimmen der Kunstwelt, darunter die Venedig-Biennale-Teilnehmer:innen Lara Almarcegui, Olaf Nicolai, Uriel Orlow, Ursula Biemann, Gregor Schneider, Paulo Tavares, Daniel Otero Torres, Günther und Loredana Selichar sowie Hito Steyerl. Werke dieser und weiterer Künstler:innen der Ausstellung befinden sich in den Sammlungen großer Museen, Institutionen und Privatpersonen.
Neben diesen hochkarätigen Künstler:innen ist eine jüngere Generation von Kunstschaffenden in der Ausstellung vertreten, die mit ihren Werken bereits international für Aufmerksamkeit sorgen konnte. Diana Lelonek, Anne Duk Hee Jordan, Nadia Kaabi-Linke oder die Künstlerpaare Böhler/Orendt und Abie Franklin/Daniel Hölzl sind hier zu nennen.
Namen wie Katharina Sauermann, Borek Brindák, Elza Gubanova, Anna Weberberger oder das AWOL Collective gelangten über den international ausgeschriebenen Open Call in die Ausstellung. Acht Werke wurden hier von der Jury aus über 300 Bewerbungen ausgewählt.
Eine besondere Tradition des Kunstfestivals Begehungen ist das Artist-in-Residence-Programm, welches gemeinsam mit befreundeten Festivals und Institutionen in Europa umgesetzt wird. Diese Institutionen, in diesem Jahr aus Finnland, Tschechien und Italien, erhalten eine “Wildcard”, d.h. sie schlagen dem Kunstfestival Begehungen je eine Künstler:in für einen mehrwöchigen Residenzaufenthalt vor.
Mit Rikuo Ueda wird zudem ein Künstler von Weltrang ein ortspezifisches Werk schaffen. Der 75-jährige Japaner wird selbst eine seiner berühmten Wind-Installationen in das HKW-Gelände integrieren.
In der Ausstellung werden sich raumgreifende Installationen, Fotografien, Zeichnungen, Skulpturen sowie Video- und Soundkunstwerke befinden. Gut ein Viertel der Kunstwerke wird ortsspezifisch eigens für das Festival erschaffen, darunter auch Arbeiten, die unter Beteiligung von Mitarbeiter:innen und Anwohner:innen des Heizkraftwerks Nord entstehen.
Künstler:innen:
Ana Alenso (VE)
Lara Almarcegui (NL/ES)
AWOL Collective (VE/ES/RS)
Tina Bara (DE)
Ursula Biemann & Paulo Tavares (CH/BR)
Böhler & Orendt (DE/RO)
Borek Brindák (SK)
Daniel Canogar (ES/US)
Jan Fabian (CZ)
Abie Franklin & Daniel Hölzl (GB/AT)
Tim Gassauer (DE)
Elza Gubanova (UA)
Sarah Damai Hoogman (NL)
Clemens Hornemann (DE)
Anne Duk Hee Jordan (KR/DE)
Nadia Kaabi-Linke (DE/TN/UA)
Diana Lelonek (PL)
Tea Mäkipää (FI)
Gisle Nataas (NO)
Olaf Nicolai (DE)
Uriel Orlow (CH)
Johanna M. Reich (DE)
Amparo Sard (ES)
Katharina Sauermann (AT)
Günther & Loredana Selichar (AT/IT)
Hito Steyerl (DE)
Gregor Schneider (DE)
Daniel Otero Torres (CO)
Rikuo Ueda (JP)
Anna Weberberger (AT)
Valeria Zane & Victor Nebbiolo di Castri (IT/FR)
Partnerinstitutionen des Festivals:
4+4 Days in Motion Festival Praha (CZ)
Mänttä Art Festival Mänttä/Tampere (FI)
PASE Platform Venezia (IT)
Thema und Festivaltitel:
»Alles ist Wechselwirkung. Nichts steht für sich allein, ein gemeinsames Band umschlingt die ganze organische Natur.« Diese Zeilen notierte der große Naturforscher Alexander von Humboldt zu Beginn des 19. Jahrhundert unter dem Eindruck seiner ersten großen Amerika-Reise von 1799 bis 1804. Humboldt hatte u.a. beim Besuch des Valenciasees in Venezuela erkannt, dass dessen kontinuierlicher Wasserverlust eine Folge von Waldrodungen zum Anlegen von Plantagen war. Holz- und Wassermangel, aber auch die Gefahr von Überschwemmungen aufgrund ausgetrockneter Böden benannte er als Folge der menschlichen Eingriffe.
Die humboldtsche Erkenntnis der Wechselwirkungen in der Natur lässt sich schon damals weit über den Naturbegriff hinaus anwenden. Die von den spanischen Kolonialherren angelegten Plantagen am Valenciasee sind Ausdruck der Ausbeutung der Natur, aber genauso verweisen sie auf systemische Ausbeutungsstrukturen, auf Armut auf der einen, grenzenlosen Reichtum auf der anderen Seite. Die Ausbeutung von Ressourcen bedeutet bis heute Zerstörung und Wohlstand, Einkommen und Arbeitskampf, Essen und Artensterben, Fluch und Segen.
Der Titel EVERYTHING IS INTERACTION verweist darauf verweisen, dass es auf die großen ökologischen und ökonomischen Fragen unserer Zeit keine einfachen Antworten gibt. Die Ausstellung wird durch ein Festivalprogramm mit Konzerten, Lesungen, Vorträgen und Performances ergänzt. Die Werke der Ausstellung und ortsspezifische Gegebenheiten werden dabei zu Ausgangspunkten für tiefergehende inhaltliche Auseinandersetzungen.
Namhafte Partner wie die Kunstsammlungen Chemnitz, die Heinrich-Böll-Stiftung Sachsen oder das renommierte Musiklabel raster media beteiligen sich an Programmpunkten.
Das Heizkraftwerk Nord wurde ab 1957 errichtet. Ab Anfang der 1980er Jahre erfolgte die Erweiterung des HKW Nord in seiner jetzigen Ausdehnung. Am 18. Januar 2024 wurde das Braunkohle-Kraftwerk vom Betreiber eins energie in Sachsen GmbH & Co. KG stillgelegt.
Weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt ist der Schornstein des Heizkraftwerks. Mit reichlich 300 Metern ist er das höchste Bauwerk in Sachsen. Aus dem Zweckbau wurde 2013 ein weithin sichtbares Kunstwerk und eines der populärsten Chemnitzer Wahrzeichen. Das entsprechende Konzept entwickelte der französische Künstler Daniel Buren unter dem Werktitel Sieben Farben für einen Schornstein.
Das Kunstfestival Begehungen nutzt einen ca. ein Hektar großen Teilbereich inklusive des historisch bedeutsamen Kühlturms 1 sowie diverse technische Anlagen wie die riesigen, metallenen Deionatbehälter. In drei großen Hallen wird eine mehr als 2.000 Quadratmeter große Ausstellungsfläche entstehen.
Das Unternehmen eins energie in sachsen GmbH und Co. KG ist Eigentümer des Festivalgeländes und Kooperationspartner des Kunstfestivals Begehungen 2025.
Das Kunstfestival Begehungen wurde 2003 in Chemnitz gegründet. Es zählt zu den renommiertesten Kunstevents in Sachsen und zieht jedes Jahr tausende Besucher:innen an. Seit 2010 wechselt das Kunstfestival jedes Jahr seinen Austragungsort. Seitdem waren u.a. ein ehemaliges Gefängnis, leerstehende Kulturhäuser, verlassene Kleingärten, eine alte Brauerei, ausgediente Kaufhallen und Schulen, ein trockengelegtes Spaßbad, ein verwaistes Museum oder ein verwilderter Bahnhof Orte des Festivals.
Das Kunstfestival Begehungen versteht sich als inklusives und barrierearmes Festival. Der Zutritt zu allen Programmpunkten sowie zur Ausstellung ist ohne Eintrittspreis möglich. Das Festival entsteht weitgehend durch die ehrenamtliche Arbeit der Mitglieder des Begehungen e. V. und vieler Helfer:innen.
Die Ausstellung ist täglich von 12 - 20 Uhr geöffnet. Lediglich am Donnerstag, den 14. August, bleibt die Ausstellung für den Publikumsverkehr geschlossen.