Des Nachts flimmert farbiges Licht aus der Kuppel des Taurasteinturms in Burgstädt. Das unregelmäßige, pulsierende Leuchten wirkt wie ein stilles Signal. Es erinnert an ein einzelnes Fenster, hinter dem jemand fern sieht – ganz für sich allein. Gleichzeitig ist es das öffentlichste Fenster überhaupt, denn jeder kann für die Installation Filme vorschlagen, deren Farbstimmungen dann – reduziert auf Licht, Farbe und Helligkeit – als visuelles Echo ausgestrahlt werden. Was wir sehen, ist nicht der Film selbst, sondern seine Essenz. So entsteht ein Spiel mit Nähe und Distanz, mit Öffentlichkeit und Privatheit.
Die Installation stammt vom multimedial arbeitenden Künstler Via Lewandowsky, geboren 1963 in Dresden, heute in Berlin lebend. Aus Sequenzen von Spiel- und Dokumentarfilmen hat er ein „mediales Wetterleuchten“ geschaffen, das nachts über 16 LED-Lampen aus den Rundbogenfenstern des 39 Meter hohen Turms strahlt. Tagsüber wird das visuelle Erlebnis durch eine mehrkanalige Soundcollage ergänzt.
Beim Betreten des Turms empfängt ein vierstelliger, zufällig generierter Zahlencode die Besucherinnen und Besucher – eine kryptische Geste, die in das Werk einführt. Der Aufstieg über 163 Stufen in den ehemaligen Wasserturm wird begleitet von Licht und Klang: leises Rieseln, Grummeln, bis hin zu donnerndem Krachen. Die Geräusche stammen aus der alten Zinngrube des Schaubergwerks Ehrenfriedersdorf, rund 40 Kilometer entfernt, wo Lewandowsky sie unter Tage aufnahm und technisch verfremdete. Über acht Kanäle werden sie aus dem einst als Hochbehälter genutzten, heute leeren Wassertank abgespielt und hallen durch den Turm. Zusätzlich zu Licht und Klang ist eine Ausstellung mehrerer Werke des Künstlers im Turm zu sehen.
Die ortsspezifische Installation ist als verräumlichter Film konzipiert – erfahrbar beim Betreten, beim Erklimmen der Stufen, vom Aussichtspunkt aus und beim nächtlichen Blick auf das leuchtende Schauspiel. Sie verwebt Geschichten, Geschichte, Orte und Zeiten zu einem multisensorischen Werk, das über viele Kanäle und Ebenen kommuniziert. Im langen Körper des Turms entsteht ein fast organisches Ganzes aus Licht und Klang – ein Erlebnis, das die Grenzen zwischen privater Wahrnehmung und öffentlicher Teilhabe poetisch verschwimmen lässt.