Kunst in Chemnitz
Zwischen Industriecharme und genormter Plattenbauromantik lassen sich eindrucksvolle Skulpturen, leuchtende Installationen an Hausfassaden und bronzene Zeitzeugen in Chemnitz entdecken. Die Kunstwerke im öffentlichen Raum erzählen Geschichten von Aufbruch und Gemeinschaft, werfen aber auch einen Blick in die Vergangenheit.
Für die PURPLE-PATH-Kunstwerke in Chemnitz haben wir eine Route zusammengestellt, die Sie bequem während ihres Aufenthalts erkunden können. Denn so erfahren Sie nicht nur mehr über die Geschichte der Stadt, sondern auch über die Menschen, die hier leben.
Fünf Minuten vom Bahnhof entfernt
Aus einem flachen, quadratischen Betonbecken wächst eine verzweigte Rohrarchitektur, die kleine Fontänen mit Wasser versorgt. Das rhythmisch variierende Klappern, was hierbei erzeugt wird, gab dem Kunstwerk seinen Namen: “Klapperbrunnen”. Der Bildhauer Johann Belz schuf diesen 1967/68. Gegenüber am Schillerplatz finden sich gleich zwei Kunstwerke des PURPLE PATH: Eberhard Göschels “Cora und Mabel” sowie Osmar Ostens “Oben Mit”.
Ab in die Innenstadt
Folgt man der Bahnhofsstraße Richtung Innenstadt begrüßt einen Michael Morgners Stahlskulptur “Reliquie Mensch” vor dem Technischen Rathaus. Zu markanten Chiffren stilisiert, entfalten Morgners Menschenbilder eine Kraft zwischen Aufbäumen und Einsinken, dem schicksalhaften Hineingeworfensein in die Welt und dem Drang, ihr zu entfliehen. Ein paar Gehminuten entfernt liegt in der Chemnitzer Brückenstraße, die von Gabriela Oberkofler & Jacob Strobel geschaffene Intervention “Seeds & Seats”. Das Ensemble aus Holzstühlen, angelehnt an einen DDR-Designklassiker, ist mit Textfragmenten von Bertolt Brecht versehen und knüpft thematisch an die Lobgedichte-Denkmäler an, die seit über 50 Jahren an diesem Ort stehen. Besucher:innen sind eingeladen, die Stühle frei zu arrangieren und so eigene „Sitzgedichte“ entstehen zu lassen.
Zwischenstopp in der Kirche
Im Stadtzentrum, direkt hinter dem historischen Rathaus gelegen, befindet sich die Stadtkirche St. Jakobi. Vor dem Altar sind glasierte Vasen in unterschiedlichen Farben angeordnet, ein Werk der südkoreanischen Keramikkünstlerin Young-Jae Lee. Im Zentrum der Arbeit von Lee stehen Gefäße und großformatige Schalen, die sie in ihren Ausstellungen zu Installationen ordnet, wodurch sie oft auch ihre Ausstellungsräume temporär neu bestimmt.
Es werde Licht
Wenn es dunkel wird in Chemnitz, lohnt sich ein Gang durch die Innenstadt. Am Eingang der Kunstsammlungen Chemnitz leuchtet Andreas Schmids “Colourfield Chemnitz”. Eine Lichtkunstinstallation aus 38 LED-Bündeln, die er zum 100-jährigen Bestehen der Kunstsammlungen geschaffen hat. Beim Verwaltungsgebäude der eins energie in sachsen GmbH & Co. KG am Johannisplatz erstrahlt die Fassade nach Zufallsprinzip. Dafür verantwortlich ist die Installation “Light lights” des Künstlers Hans Peter Kuhn. An der Fassade des Wirkbaus wurde 2019 der Schriftzug EUROPA des Berliner Architekturbüros morePlatz installiert. Im Zuge der erfolgreichen Bewerbung zur Europäischen Kulturhauptstadt wurde das Kunstwerk zur leuchtenden Botschaft der alten sächsischen Industriemetropole.
Abseits des Zentrums
Sachsens höchstes Bauwerk steht in Chemnitz, und zwar auf dem Gelände des stillgelegten Heizkraftwerks Nord. 2013 tauchte der französische Konzeptkünster Daniel Buren die knapp 302 Meter hohe Esse in sieben leuchtende Farben: Entstanden ist “7 Farben für einen Schornstein”, das wahrscheinlich höchste Kunstwerk der Welt. Längst heimliches Wahrzeichen der Stadt, wird das Bauwerk von den Einwohner:innen liebevoll Lulatsch genannt. 2017 wurde an der Esse LED-Leuchten installiert, damit sie auch auch bei Nacht sichtbar ist. Übrigens: Vom 18. Juli bis 17. August 2025 findet auf dem Gelände des Heizkraftwerks das Kunstfestival Begehungen statt.