Via Lewandowsky: Wetterleuchten: Fernsehen / Alle Wetter
Burgstädt


Farbiges, unregelmäßig pulsierendes Licht sieht man nachts schon von weitem aus dem oberen Raum des im Dunkeln liegenden Taurasteinturms flimmern, der 1912 als Aussichts- und Wasserturm in Burgstädt errichtet wurde. Das Flimmerlicht aus den 16 Rundbogenfenstern des Turms hat der 1963 in Dresden geborene und heute in Berlin lebende multimedial arbeitende Künstler Via Lewandowsky aus Sequenzen von Spiel- und Dokumentarfilmen generiert, die über die Website vorgeschlagen werden können. Auf Durchschnittswerte von Farbtemperatur und Helligkeit reduziert, rauscht nachts über 16 LED-Lampen ein von der filmischen Erzählung losgelöstes mediales Wetterleuchten über die Baumwipfel des Wettinhains. Am Tag wird die Lichtinstallation durch eine Soundcollage medial transformiert. Ein vierstelliger Zahlencode, der nach dem Zufallsprinzip auf einem Display über dem Eingang zum Turm generiert wird, vermittelt den Besucherinnen und Besuchern beim Eintreten in den Turm eine rätselhafte Botschaft. Der Aufstieg über 163 Stufen in den Laternenraum wird von farbigem Licht und Geräuschen begleitet: Mal grummelt und rieselt es leise, mal donnert und kracht es laut. Die Geräusche dringen aus einem gemauerten und gefliesten, bis 1996 als Hochbehälter genutzten und heute leeren Wassertank über acht Kanäle in den 39 Meter hohen Turm. Der Künstler hat sie in der etwa 40 Kilometer entfernten ehemaligen Zinngrube des Schaubergwerks Ehrenfriedersdorf, einer der ältesten Bergbaustätten der Montanregion Erzgebirge, unter Tage aufgenommen und technisch modifiziert. Sie werden nun über Tage in der Höhe des Turmes klanglich reflektiert.
Lewandowskys ortsspezifische und konzeptuelle Licht-Klang-Installation ist selbst als eine Art verräumlichter Film zu verstehen, der beim Betreten des Turms, beim Erklimmen der Stufen, beim „Fernsehen“ von der Aussichtsplattform und auch beim nächtlichen Blick auf das Flimmerlicht über viele Kanäle, Ebenen und Wege erfahrbar wird. Geschichten und Geschichte, Orte und Zeiten der Regional- und Medienhistorie werden so miteinander verwoben, dass im Gefüge aus Klang und Licht ein fast organisches Ganzes entsteht, das im langgestreckten Körper des Taurasteintums von Kopf bis Fuß und mit allen Sinnen der besuchenden Gäste kommuniziert.
(Text: Alexander Ochs / Ulrike Pennewitz)
Via Lewandowsky
Wetterleuchten: Fernsehen / Alle Wetter (2025)
In Burgstädt, Taurasteinturm
↗ Aktueller Film auf fernsehen.chemnitz2025.de
Aufgestellt mit Unterstützung der Stadt Burgstädt.
Hinweis: Aufgrund eines technischen Defekts kann der Taurasteinturm inklusive Werk bis auf Weiteres nicht besichtigt werden.
Adresse:
Taurasteinturm
Am Taurastein 5
09249 Burgstädt
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag 13-18 Uhr
Eintritt in den Taurasteinturm:
2 € / erm. 1 € / Kinder unter 6 Jahren frei
Weitere Informationen auf der ↗ Website
zum Standort auf Google Maps
Burgstädt – Stadt des Genusses
Name und Ursprung von Burgstädt sind schnell erklärt: Es wurde als Marktort im 13.Jh. auf dem Grund und Boden von sieben Bauerngütern angelegt, die zur Herrschaft der Rochsburg gehörten. Diese liegt nördlich des Ortes im Tal der Zwickauer Mulde und ist heute ein beliebtes Ausflugsziel. Heute gehört die ehemalige Textilstadt, die nur 15 km von Chemnitz entfernt und mit der City-Bahn erreichbar ist, zum Landkreis Mittelsachsen.
Weberein, Spinnerein und Färberein bestimmten ab dem 18.Jh. Arbeit und Leben der Menschen. Hauptprodukte waren einst Stoffhandschuhe, die in großer Vielfalt und Zahl hergestellt wurden. Die Bahnlinie Leipzig-Chemnitz brachte der Stadt ab 1872 einen Aufschwung, der viele Jahrzehnte anhielt. Mit dem Strukturwandel nach 1990 verschwand die Textilindustrie, stattdessen hat sich eine mittelständisch geprägte Wirtschaft aus Handel, Handwerk und Industrie erfolgreich etabliert.
Der Taurasteinturm: Wahrzeichen, Aussichtstrum, Kunstgalerie
Mit den Wegmarken dieser wirtschaftlichen Entwicklung ist auch die Geschichte des Wahrzeichens von Burgstädt verbunden: der Taurasteinturm. Das 39 m hohe Wahrzeichen der Stadt thront über dem Wettinhain, einer Parkanlage mit Teichen und Springbrunnen, Freilichtbühne und Abenteuerspielplatz. 1889 in der Gründerzeit als Aussichtsturm aus Holz errichtet, ist er seitdem Anziehungspunkt für die Burgstädter:innen.
1913 erfolgte der heute zu sehende Neubau aus Stein und die Umfunktionierung zum Wasserturm. Mit der Errichtung eines modernen Trinkwassernetzes nach der Deutschen Einheit verlor der Taurasteinturm diese Funktion, wurde saniert und 1997 als Aussichtsturm und Galerie für Kunstausstellungen wiedereröffnet. Von der Plattform in 28 m Höhe genießt man eine schöne Aussicht in die Landschaft.
Um die Finanzierung der Restaurierung zu unterstützen, wurden die 163 Stufen des Turmes symbolisch an Burgstädterinnen und Burgstädter versteigert. Weitere Aktionen und Kunstevents spielten seither Spendengelder für die laufende Erhaltung ein. Aufgrund der Geschichte und der engen Verbindung der Menschen mit ihrem Taurasteintrum lag es nahe, ihn auch zur Wegmarke am Purple Path zu machen. Via Lewandowsky installiert hier sein Kunstwerk ´Seele´, eine Licht- und Soundinstallation.
Geschmackvoll & kultiviert: Internationales Genussfest Burgstädt 2025
Ein weiterer Anziehungspunkt ist das jährliche Genussfest im Wettinhain (15.9.2024). Das Event läuft unter dem Motto „Gaumenfreuden, Schaukochen und Livemusik“. Im Rahmen der Kulturhauptstadt Europas Chemnitz findet es im September 2025 als Internationales Genussfest statt. Dann präsentieren sich Gastronomen und Händler mit regionaler und internationaler Kulinarik. Unterstützt wird das Anliegen der internationalen Begegnung auch von der Deutsch-Französischen Gesellschaft Chemnitz e.V.
Ebenfalls mit dabei sind die Burgstädter Nudelmanufaktur, die Reinhardt Kaffeerösterei und die Schokoladenmanufaktur Choco Del Sol auf Schloss Rochsburg.
Zukunft machen: Eine Stadt genießt auf neue Art
Handgemacht & kreativ: Burgstädter Nudelmanufaktur
Diana und João Grincho sind ein Gastronomenpaar. Sie führen die „Trattoria da Nino“ in Chemnitz. Als während der Corona-Pandemie ihr italienisches Restaurant über Monate keine Gäste bewirten kann, blieb viel Zeit zum Nachdenken über die Zukunft. Eine lange gehegte Idee reifte über Wochen in den Köpfen und rückte nun in greifbare Nähe: eine Nudelmanufaktur.
Die Grinchos wohnen seit über 20 Jahren im Burgstädter Ortsteil Taura. Hier waren im Bürgerhaus neue Gewerbeflächen entstanden. Als erste neue Mieter zogen sie ein und eröffneten ihre Nudelmanufaktur. Mit nachhaltig hergestellten Zutaten aus der Region kreieren Diana und João klassische Pasta, wie Spaghetti, Fusilli und Tagliatelle. Hinzu kommen immer mehr kreative Formen, z.B. Herzen, Hasen und sogar regionale Sehenswürdigkeiten wie die Burg Kriebstein.
Um diese Nudel-Kunstwerke zu genießen, gibt es dazu im Sortiment natürlich auch schmackhafte Soßen und hochwertige Öle – auch diese allesamt aus eigener Produktion. Die Produkte gibt es im Handel, Online oder im Manufaktur-Shop vor Ort.
Schonend & nachhaltig: Reinhardt Kaffeerösterei
Die Firmengeschichte von Inhaber Maik Reinhardt beginnt 1991 mit der Gründung eines Servicebetriebes für Großküchen und Kaffeemaschinen. Über Jahre wächst das Leistungsspektrum an betreuten Marken. Hersteller und Kunden vertrauen seinem Handwerk, sodass außerdem der Verkauf hinzukommt. Seit 2001 übernimmt er mit seinem 10-köpfigen Team sogar den Kundendienst auf Flusskreuzfahrtschiffen.
Zu diesem umfangreichen Spektrum fehlte dem Familienunternehmen eigentlich nur noch eins: der Kaffee. 2013 war es dann soweit und Maik Reinhardt baute die Kaffeerösterei auf. Inzwischen veredeln die Burgstädter viele Sorten aus 40 Anbauländern rund um die Welt. Das Rösten ist hauptsächlich das Metier von Sohn Jan Reinhardt. Dabei lässt er sich viele Zeit, denn je schonender die Röstung, umso besser die Qualität.
Zunehmend kauft Maik Reinhardt die Rohware direkt bei den Bauern in Südamerika und Asien, um langfristig beste Qualität und fairen Handel zu garantieren. Zudem gibt es 15 Kaffeesorten zu kaufen, die BIO-zertifiziert sind, sowie 10 Sorten, die von der Rainforest-Alliance zertifiziert wurden. Diese Kaffeebohnen wachsen auf Anbauflächen, die nicht durch Rodung von Bäumen vergrößert werden dürfen.
Glücklich & fair: Choco Del Sol
Wer aufbricht, um neue Horizonte zu entdecken, sieht die Welt mit anderen Augen. So begann die Story der Schokoladenmanufaktur von Peggy und Patrick Walter – mit einer Fahrradtour um die Welt. In Mittelamerika begegneten sie der jahrhundertealten Kakaotradition der Maya und ihrer Nachkommen. Das inspirierte die beiden zu der Idee, diesen ursprünglichen, nicht industriell verarbeiteten Kakao direkt bei den Bauern zu kaufen und nach Deutschland zu importieren.
Aus dem hochwertigen Kakao entsteht bei Choco Del Sol auf Schloss Rochsburg eine Schokolade, die – so versprechen Peggy und Patrick – einfach glücklich macht. Stück um Stück kann man diese Produkte guten Gewissens genießen, denn die Zutaten sind fair gehandelt, mit Liebe verarbeitet und kräftig wohlschmeckend kombiniert. Die Walters freuen sich, ihre Schokoladen im Jahr 2025 bei einem großen Event präsentieren zu können: Im Rahmen der Kulturhauptstadt Europas Chemnitz findet vom 1. Bis 3. August 2025 das Euro-Bean-Chocolate-Festival statt.
Einzigartiges Denkmal: Schloss Rochsburg
Auf einem hohen Felssporn über der Zwickauer Mulde steht das 800 Jahre alte Schloss Rochsburg. Die mittelalterliche Burganlage mit Vorburg und Hauptburg ist noch erhalten, wenn auch die Gebäude in der Spätgotik (15.Jh.) und Renaissance (16.Jh.) umgestaltet wurden. Sie gilt aufgrund ihrer Doppelgestalt als mittelalterliche Burg und Renaissance-Schloss als eines der bedeutendsten Baudenkmäler in Sachsen. Markantes Gestaltungsmerkmal sind die Architekturelemente aus rotem Rochlitzer Porphyrtuff.
Einst wurden von ihrer Herrschaft, der Familie von Schönburg, aus auch die Geschicke von Burgstädt geleitet. Heute ist Schloss Rochsburg ein beliebtes Ausflugsziel in der Region. Gelegen in fantastischer Flusslandschaft, bietet sie ein sehenswertes Museum (Mobiliar, Kunst, Handwerk sowie 1000 Jahre Modegeschichte), eine architektonisch reich verzierte Schlosskapelle und über den Sommer tolle Veranstaltungen und Konzerte.
Die Rochsburg erreicht man von Burgstädt auch zu Fuß über einen schönen Wanderweg. Er beginnt in der denkmalgeschützten Altstadt am Markt, führt über Waldfriedhof, Felder und durch das romantische Brausebachtal zur Zwickauer Mulde.
→ Tipp: Wanderung von Burgstädt zur Rochsburg (8 km)
Mit freundlicher Unterstützung der Sparkassen-Finanzgruppe
