Jana Gunstheimer: dingenunner, dingenauf

Zwickau

Jana Gunstheimer, dingenunner, dingenauf, 2024; Courtesy: Jana Gunstheimer; Foto: Ernesto Uhlmann

Eine konisch wellenförmig aufgestellte, rechteckige Fläche steht ebenerdig Im Blickfeld des Ufers der Mulde, die Zwickau durchfließt. Die Außenseite ist aus einer kunstvoll-handwerklichen Schieferdeckung aufgebaut. Je nach Lichteinfall und Tageszeit schimmert in der bewegten Anordnung der Schieferziegel silbergrau bis tiefschwarz ein Spruch: „schlechte Laune“ ist in Frakturschrift mit rundem „s“ als Anlaut zu lesen. Die 1974 in Zwickau geborene, heute in Jena arbeitende und lehrende Künstlerin Jana Gunstheimer integriert diesen Spruch als skulptural übersetzte Form des Verfremdungseffekts, den Bertolt Brecht als Stilmittel für sein episches Theater entwickelt hat. Publikum wie Schauspielerinnen und Schauspieler  sollen dabei buchstäblich aus ihren Rollen fallen und sich irritiert für die Botschaft des literarisch-künstlerischen Stoffes öffnen. Fragend und kokett zugleich fordert Gunstheimers Skulptur dazu auf, Stellung zu beziehen: „Haben Sie schlechte Laune?“ 

Die Villa Massimo-Stipendiatin thematisiert in ihrem Werk einerseits regionales Kulturerbe das sich aus Zusammenarbeit mit einem sächsischen Dachdeckermeister entwickelt, sind doch im Erzgebirge viele Häuser und Teile ihrer Fassaden mit Schiefer eingedeckt und verkleidet.  

Diese sind nicht nur Sinnbild und Ausdruck eines traditionsreichen Handwerks mit einem über Jahrhunderte tradierten Wissensschatz, sondern zeugen auch von einem hohen Gestaltungswillen, der sich in der Vergangenheit in einem lebendigen Kanon von Ornamenten und Symbolen in Schnitzwerken, Fassadenschmuck, Klöppelbriefen oder Mustertüchern überliefert hat. Anderseits spielt die Künstlerin auf die aktuelle Problematik eines Identitäten zerstörenden Klassismus an, der sich in den Medien als Klischee des „schlecht gelaunten Sachsen“ festsetzen konnte. In Anlehnung an alltagsweise Sprüche und Wünsche, die in der Tradition  erzgebirgischer Tuchmacher auf Leinentücher gestickt wurden, platziert Gunstheimer ihre  Skulptur in der Anmutung eines geschwungenen Tuches in den öffentlichen Raum: Verziert mit einem einem Bannspruch in der Tradition der Zwickauer Weber vermittelt diese die  positive Botschaft:  „Bleibe gut gelaunt!“ 

(Text: Alexander Ochs / Ulrike Pennewitz)

Jana Gunstheimer
dingenunner, dingenauf (2024)

In Zwickau

Material: Holzkonstruktion, Holzverschalung, Schiefer-Ziegel  

Aufgestellt mit Unterstützung der Stadt Zwickau.

Adresse:
Muldeparadies/Nähe Paradiesbrücke
08056 Zwickau

zum Standort auf Google Maps

Mit freundlicher Unterstützung der Volksbank Chemnitz eG .

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