Jana Gunstheimer: dingenunner, dingenauf
Zwickau


Eine konisch wellenförmig aufgestellte, rechteckige Fläche steht ebenerdig Im Blickfeld des Ufers der Mulde, die Zwickau durchfließt. Die Außenseite ist aus einer kunstvoll-handwerklichen Schieferdeckung aufgebaut. Je nach Lichteinfall und Tageszeit schimmert in der bewegten Anordnung der Schieferziegel silbergrau bis tiefschwarz ein Spruch: „schlechte Laune“ ist in Frakturschrift mit rundem „s“ als Anlaut zu lesen. Die 1974 in Zwickau geborene, heute in Jena arbeitende und lehrende Künstlerin Jana Gunstheimer integriert diesen Spruch als skulptural übersetzte Form des Verfremdungseffekts, den Bertolt Brecht als Stilmittel für sein episches Theater entwickelt hat. Publikum wie Schauspielerinnen und Schauspieler sollen dabei buchstäblich aus ihren Rollen fallen und sich irritiert für die Botschaft des literarisch-künstlerischen Stoffes öffnen. Fragend und kokett zugleich fordert Gunstheimers Skulptur dazu auf, Stellung zu beziehen: „Haben Sie schlechte Laune?“
Die Villa Massimo-Stipendiatin thematisiert in ihrem Werk einerseits regionales Kulturerbe das sich aus Zusammenarbeit mit einem sächsischen Dachdeckermeister entwickelt, sind doch im Erzgebirge viele Häuser und Teile ihrer Fassaden mit Schiefer eingedeckt und verkleidet.
Diese sind nicht nur Sinnbild und Ausdruck eines traditionsreichen Handwerks mit einem über Jahrhunderte tradierten Wissensschatz, sondern zeugen auch von einem hohen Gestaltungswillen, der sich in der Vergangenheit in einem lebendigen Kanon von Ornamenten und Symbolen in Schnitzwerken, Fassadenschmuck, Klöppelbriefen oder Mustertüchern überliefert hat. Anderseits spielt die Künstlerin auf die aktuelle Problematik eines Identitäten zerstörenden Klassismus an, der sich in den Medien als Klischee des „schlecht gelaunten Sachsen“ festsetzen konnte. In Anlehnung an alltagsweise Sprüche und Wünsche, die in der Tradition erzgebirgischer Tuchmacher auf Leinentücher gestickt wurden, platziert Gunstheimer ihre Skulptur in der Anmutung eines geschwungenen Tuches in den öffentlichen Raum: Verziert mit einem einem Bannspruch in der Tradition der Zwickauer Weber vermittelt diese die positive Botschaft: „Bleibe gut gelaunt!“
(Text: Alexander Ochs / Ulrike Pennewitz)
Jana Gunstheimer
dingenunner, dingenauf (2024)
In Zwickau
Material: Holzkonstruktion, Holzverschalung, Schiefer-Ziegel
Aufgestellt mit Unterstützung der Stadt Zwickau.
Hinweis: Das Kunstwerk ist aufgrund von Reinigungsarbeiten aktuell nicht zugänglich.
Adresse:
Muldeparadies/Nähe Paradiesbrücke
08056 Zwickau
zum Standort auf Google Maps
Zwickau – Tuche, Kohle, Auto, Kunst.
„dingenunner, dingenauf“ bezeichnet in der erzgebirgischen Mundart das „Bergauf, Bergab“. Mit ihrem gleichnamigen Kunstwerk am Purple Path in Zwickau lässt Jana Gunstheimer dies zum Sinnbild für die wechselvolle Geschichte der Bergbautradition werden. 850 Jahre prägte die Menschen der Wandel von Niedergang und Neuanfang, Abschwung und Aufschwung, Angst und Zuversicht. Gingen Rohstoffe zur Neige oder gerieten Gewerke in die Krise, wurde nach Alternativen gesucht. Das Überleben der Menschen in der Region Zwickau und Erzgebirge forderte, wirtschaftlich Neues zu wagen, technische Innovationen nutzbar zu machen, kulturell umdenken zu können und schwierige gesellschaftliche Diskurse zu führen. Das gilt bis heute.
Gemeinsam mit dem Dachdeckermeister Marcel Frieß aus Stangengrün entwickelte Jana Gunstheimer eine Installation aus Holz und schwarzem Lößnitzer Schiefer. Die geschwungene Fläche verweist auf die Tradition der Tuchmacherei. Zwickau und Umland waren über Jahrhunderte mit Textilproduktion und -handel (Tuche) sowie Rohstoffabbau und -handel (Kohle, Erz, Gesteine) reich geworden. „Haben Sie schlechte Laune?“, lesen die Betrachter*innen auf dem Kunstwerk. Die Künstlerin greift hier die mittelalterliche Praxis der Tuchmacher auf, schützende Bannsprüche in Textilien einzuweben. Damals wie heute entscheidend beim kontroversen Lesen: das Mindset, die Dinge negativ oder positiv zu sehen.
Nur zwei Gehminuten vom Kunstwerk in Richtung Innenstadt kommt das schiefergedeckte Gewandhaus mit seinem Renaissancegiebel (gebaut 1522-25) in den Blick, das ehemalige Zunfthaus der Tuchmacher. Im 19.Jh. wurde es zum städtischen Theater umgebaut und heißt heute Theater Plauen-Zwickau. Hier, vom Hauptmarkt mit seinen historischen Bürgerhäusern aus, lässt sich ein kulturhistorischer Stadtrundgang am besten beginnen.
In seiner farbigen Anmutung erinnert das Schwarz des stilisierten Schiefertuches auch an das schwarze Gold Zwickaus: die Steinkohle. Unmittelbar daneben befindet sich die Skulptur eines Kohle-Bergmannes, der auf einer Bank am Mulderadweg ausruht. Jana Gunstheimer und Marcel Frieß erzählen in diesem anspielungsreichen Kontext auf neue künstlerische Weise die reiche Geschichte von Textilhandwerk und Tuchhandel, Bergbau und Industrie.
Steinkohle – das Brot der Industrie
Kohlefunde sind in der Tuchmacher- und Handelsstadt Zwickau 1348 erstmals schriftlich bezeugt. In fast 700 Jahren zählte man im Zwickauer Revier über 1.000 Schächte und Gruben. Steinkohle war der Motor der Industrialisierung ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. 1978 wurde der letzte Kohlenschacht im Revier geschlossen. Heute sind die Bergwerks- und Kokereianlagen aus dem Stadtbild fast verschwunden. Die großen Areale wurden nach der Deutschen Einheit saniert und neu bebaut.
Zu den letzten baulichen Zeitzeugen des alten Reviers gehören der Förderturm des Morgensternschachtes II im Nachbarort Reinsdorf – heute Bergbaumuseum - und der Förderturm des Martin-Hoop-Schachtes IVa auf einem Hügel westlich der Stadt. Auf ihm ist ein 16 x 30 m großes Bildwerk zum Bergbau des Leipziger Künstlers Christoph Steyer zu sehen. Das Motiv soll die Bergbautradition und den Pioniergeist der Menschen in Erinnerung halten.
Einer der Pioniere aus dem Umfeld des Bergbaus war der Erfinder Carl Wolf. Seine Innovation war eine neue Sicherheitsgrubenlampe für den Einsatz im Steinkohlenbergbau. Sie signalisierte die Stärke der Konzentration von gefährlichem Grubengas (Methan) und ist seither ein Lebensretter für Bergleute auf der ganzen Welt. Über viele Jahrzehnte gab es bei Friemann & Wolf weitere Innovationen, die weltweit exportiert wurden.
Zwickau wird Autostadt und Kaufhauszentrale
Seit 1904 dreht sich in Zwickau (fast) alles rund ums Auto. Damals verlagerte der Autopionier August Horch (1868-1951) sein Unternehmen von Köln am Rhein in die Muldestadt. Mit seinem Namen verbinden sich die noblen Luxuskarossen der Marke Horch und die sportlichen Coupés der Marke Audi. Am originalen Schauplatz, in den Hallen des ehemaligen Audi-Werkes, befindet sich heute das August Horch Museum.
Hier wurde übrigens ab 1957 auch der Trabant gebaut, wohl das berühmteste Automobil der DDR-Zeit. An diese Automobilbautradition knüpfte 1990 Volkswagen an und baute ein großes Werk vor den Toren der Stadt. Volkswagen Sachsen stellte sein Werk im Jahre 2020 auf reine E-Auto-Produktion um. Mehrere vollelektrische Modellreihen der Marken VW, Audi und Cupra laufen hier vom Band.
Das frühe 20. Jh. war in Zwickau nicht nur technisch eine Aufbruchzeit. Die Stadt wuchs, völlig neue Geschäftsmodelle im Warenhandel entstanden mit der modernen Konsumgesellschaft. Die berühmten Brüder Salman und Simon Schocken betrieben hier die Zentrale ihrer 20 Kaufhäuser. Schocken war um 1930 die viergrößte Warenhauskette Deutschlands.
Stadt der Kunst: Von Spätgotik bis Expressionismus
Zwei gebürtige Zwickauer bilden den Spannungsbogen über 500 Jahre Kunstgeschichte, die die Region geprägt haben und in den Kunstsammlungen Zwickau prominent vertreten sind: der spätgotische Bildhauer und Holzschnitzer Peter Breuer (1472-1541), Schüler von Tilman Riemenschneider, und der expressionistische Maler und Grafiker Max Pechstein (1881-1955), Mitglied der 1905 in Dresden gegründeten Künstlergruppe „Die Brücke“. In der über Jahrhunderte wirtschaftlich florierenden Stadt gediehen Kunst, Kultur und Bildung. Das spiegelt sich auch gegenwärtig in einer aktiven bürgerschaftlichen Kunstszene.
Die Kunstsammlungen Zwickau wurden 1914 als König-Albert-Museum gegründet und beherbergen heute eine bedeutende Sammlung sakraler Kunst und die weltgrößte Sammlung von Werken Max Pechsteins. 1925 wurde der junge Dresdener Kunsthistoriker Hildebrand Gurlitt (1895-1956) nach Zwickau berufen, der den Aufbau einer modernen Kunstsammlung begann. Bereits 1930 entließ man Gurlitt wieder, ein Zeichen für das sich radikalisierende politische Klima während der Weltwirtschaftskrise.
Hildebrand Gurlitt und der Kunstraub des NS-Regimes
Die Zeiten liberalen Kunstverständnisses schienen damit vorbei, endgültig waren sie es nach der Machtergreifung Hitlers. Obwohl seine moderne Auffassung von Kunst dem Kunstverständnis des Nationalsozialismus (Stichwort: „Entartete Kunst“) widersprach, machte Gurlitt in den 1930er Jahren Karriere als Kunsthändler. Seine Expertise für moderne Kunst war bekannt. Gurlitt verkaufte u.a. vom NS-Regime beschlagnahmte Werke und verstrickte sich so in die ausbeuterische Kunstpolitik des Dritten Reiches.
Im besetzten Frankreich war er ab 1943 sogar als „Haupteinkäufer“ für das von Hitler geplante Großmuseum in Linz verantwortlich und in großem Stil am Kunstraub beteiligt. Gurlitt eignete sich auch persönlich geraubte Kunst an. 2012 beschlagnahmten deutsche Zollfahnder in der Münchner Wohnung von Gurlitts Sohn Cornelius 1.280 Werke, ein Großteil davon NS-Raubkunst.
Altäre zum Niederknien (I): Dom St. Marien
Der Dom St. Marien im Herzen der Altstadt ist die Hauptkirche Zwickaus. Seine Geschichte reicht über 800 Jahre bis in die Romanik und Gründungszeit der Stadt zurück. Heute begegnet das evangelische Gotteshaus den Gläubigen und Besuchern als spätgotische Hallenkirche mit offenem Chor, kunstvollem Maßwerk und Gewölbe. Der Umbau fällt in eine wirtschaftliche Blütezeit, zog sich aufgrund der Größe und des architektonischen Anspruchs mehr als ein Jahrhundert hin (1453-1565).
Damals profitierten die Zwickauer Patrizier von ihren Beteiligungen am Silberbergbau in der nahen Bergstadt Schneeberg. Der Kaufmann und Bergbauunternehmer Martin Römer (1432-1483) war seinerzeit einer der reichsten Bürger Sachsens, stiegt zum Amtshauptmann und Sächsischen Berghauptmann auf. Er spendete erhebliche Summen für den Dom, u.a. für den Haupt- und Marienaltar (1479) aus der Werkstatt des berühmten Nürnberger Künstlers Michael Wohlgemut (1434-1519).
Einst standen im Dom 23 mittelalterliche Altäre, nicht alle sind erhalten. Aber immer noch reich ist die Ausstattung mit sakralen Gemälden, Holzfiguren und Steinskulpturen, kunstvollen Epitaphien, Kruzifixen und Steinmetzarbeiten vom 15. bis zum 17.Jh. Eine kleine Auswahl an weiteren Künstlern sei genannt: Peter Breuer (Pieta aus Lindenholz, 1502), Hans Hesse (Epitaph für Baldassar Teuffel, 1509), Lucas Cranach d.Ä. (Epitaph für Johannes Unruh, 1550) und Paul Speck (Kanzel und Taufe in Sandstein, 1538).
→ Tipp: Gegenüber vom Dom sind vier historische Wohnhäuser erhalten. Im Museum „Priesterhäuser Zwickau“ kann man eine Zeitreise in die mittelalterliche Lebenswelt der Menschen in Zwickau unternehmen.
Soundtrack am Purple Path: Robert Schumann
Am 8. Juni 1810 erblickt im Haus am Hauptmarkt 5 in Zwickau ein Mann das Licht der Welt, der heute als einer der bedeutendsten Komponisten des 19.Jh gilt: Robert Schumann. Über Werk und Lebensweg des romantischen Tondichters sieht und hört man Außergewöhnliches in der Ausstellung des Robert-Schumann-Hauses. Sein Leben für die Musik, die Genialität seines Schaffens, seine Liebe zur berühmten Pianistin Clara Wieck fasziniert bis heute Besucherinnen und Besucher aus der ganzen Welt.
Hier gibt es die weltweit größte Schumann-Sammlung mit Handschriften, Porträts, Instrumente und privaten Dingen der Familie zu sehen. Diese Dauerausstellung wird ergänzt von wechselnden Sonderausstellungen und wunderbaren Konzerten. Jedes Jahr im Juni ist die Welt im wahrsten Sinne des Wortes zu Gast in Zwickau. Beim Internationalen Robert-Schumann-Wettbewerb für Klavier und Gesang treten junge Talente mit ihren Schumann-Interpretationen an.
Menschen in der Geschichte Zwickaus: Visionär. Erfinderisch. Antriebsstark.
Der Revolutionär: Thomas Müntzer (1489-1525)
Im Chemnitzer Jahr der Kulturhauptstadt 2025 jährt sich auch der Bauernkrieg zum 500. Mal. Einer der zentralen Akteure weilte 1520/21 – auf Empfehlung Martin Luthers - in Zwickau: der Priester, Reformator und Revolutionär Thomas Müntzer. Er gehört wegen seiner radikalen Theologie und seinem tragischen Ende im Bauernkrieg wohl zu den denkwürdigsten Persönlichkeiten der Reformationszeit. 1513/14 erlangt er die Priesterweihe in Halberstadt und kommt in den Jahren 1517 bis 1519 mit Luther in Wittenberg in Kontakt. Zunächst begeistert er sich für dessen neues Bibel- und Glaubensverständnis.
Sozialrevolutionäre Predigten in Zwickau
Doch Luthers Reformation der Kirche geht Müntzer nicht weit genug. Er entwickelt seine eigenen Vorstellungen einer gerechteren Gesellschaftsordnung auf Basis eines mystischen Glaubensverständnisses. Er will die Ordnung der Welt verändern (Utopie). In seinen emotionalen visionären Predigten, in denen viel von der Endzeit und der Wiederkunft Christi auf Erden die Rede ist, reißt er die Menschen mit.
So auch in Zwickau, wo er 1520 zunächst eine Predigerstelle im Dom St. Marien antritt, dann in der Kirche St.Katharinen (erstmals erwähnt 1219). Seine sozialrevolutionären Gedanken im Gottesdienst und seine Kontakte zu aufrührerischen Handwerkern („Zwickauer Propheten“) sorgen für heftige Konflikte mit der Bürgerschaft. Er verlässt Zwickau 1521 und geht nach Böhmen.
1523 kommt er nach Kursachsen zurück und tritt einer Predigerstelle in Allstedt an. An den Kurfürsten Johann den Beständigen richtet er 1524 seine berühmte Fürstenpredigt, die Reformation weiter voranzutreiben: Der Umbruch im Innern (Glauben) entspricht der politische und soziale Umbruch (Herrschaft, Ordnung). Dies war ein bewusster Affront gegen Johann und Luther, die sich dagegen aussprachen, dass die Reformation die Obrigkeit infrage stelle. 1524 flieht er von Allstedt, da seine radikalen Gedanken und die Distanzierung von Luther und dem Kurfürsten hier für weitere Konflikte sorgen. Im Februar 1525 erhält er eine Pfarrerstelle in Mühlhausen.
Anführer des Bauernkrieges
Hier solidarisiert sich Müntzer mit den Protestbewegungen der Bauern, die 1524 im deutschen Südwesten begonnen hatten. Nun sieht sich Müntzer gar als Prophet Gottes: Die Frommen sollen das Schwert gegen die Ungläubigen führen. In Erwartung des baldigen Jüngsten Gerichts (Ende der irdischen Welt) setzt sich als Anführer an die Spitze des Bauernkrieges und führt die Aufständischen gegen das Heer der Fürsten. Am 15.Mai 1525 unterliegen die Bauern bei Frankenhausen, wenige Tage später am 27. Mai wird Thomas Müntzer nahe Mühlhausen hingerichtet. Es ist das Ende der revolutionären Bewegung, die Reformation wird fortan zunehmend von den Fürsten gelenkt.
Altäre zum Niederknien (II)
Bildzeugnis der Reformation: Cranach-Altar (1518)
Aus der Reformationszeit ist noch ein Flügelaltar im Chorraum von St. Katharinen erhalten. Er stammt aus der Werkstatt von Lucas Cranach d.Ä. (1518). Und zeigt die seltene Fußwaschungsszene. Auf den Flügelinnenseiten sind Kurfürst Friedrich der Weise (links) sowie dessen Neffe Herzog und spätere Kurfürst Johann der Beständige (rechts) zu erkennen. Letzterer war 1524 Adressat der berühmten Fürstenpredigt von Thomas Müntzer.
Auf den Tafeln der Festtagsseite sind der Sächsische König (ab 1002) und Deutsche Kaiser (1014-1024) Heinrich II. und seine Ehefrau Kunigunde zu sehen. Eine Szene im Garten Gethsemane, die Kreuzigung auf Golgatha und die Weisen aus dem Morgenland bei der Heiligen Familie (Predella) sind weitere Bilder des Altars. Bemerkenswert ist außerdem die spätgotische Schnitzfigur des Christus von Peter Breuer (1497/98).
Es grenzt an ein Wunder, dass Breuers Kunstwerke die Bilderstürme der Reformation, insbesondere nach den aufrührerischen Predigten Müntzers, überstanden haben. Weitere Werke Peter Breuers finden sich in den Kunstsammlungen Zwickau.
Richard Long: Petrified Wood Circle in St.Katharinen
Bis Oktober 2024 war in der St. Katharinenkirche Zwickau das Werk „Petrified Wood Circle” von Richard Long zu sehen: ein Kreis, ausgefüllt mit versteinertem Holz. Im Jahr 2023 war das Kunstwerk bereits am Purple Path in Chemnitz zu sehen, vor dem spätgotischen Flügelaltar in der Stadtkirche St. Jakobi. Viele ähnliche Kunstwerke hat Long im Freien geschaffen, meist auf Wanderungen durch die Natur. Er legt seine künstlerischen Spuren, oft zunächst unbemerkt, in Form von Kreisen, Linien, Spiralen sowie weiteren Geometrien und dokumentiert sie fotografisch.
St. Katharinen Zwickau: Station am Jakobsweg
Die St. Katharinenkirche ist auch eine Station am Jakobsweg. Der Sächsische Jakobsweg und der Jakobsweg Vogtland laufen entlang der mittelalterlichen Frankenstraße durch Sachsen. Beide Wege gehören zum Netz der europäischen Jakobswege, die sich im französischen St.-Jean-Pied-de-Port bündeln und von dort nach Santiago de Compostela (Spanien) führen. Durchgehend markiert und mit Pilgerunterkünften versehen, beginnt der sächsische Weg in Bautzen und führt entlang der Frankenstraße auch durch Zwickau und einige weitere Orte am Purple Path.
Weitere Orte des Purple Path am Jakobsweg sind:
Flöha, Oederan, Freiberg, Oelsnitz/Erzg., Jahnsdorf, Stollberg
Der Erfinder: Carl Wolf (1838-1915)
An der Reichenbacher Straße 89 in Zwickau, einer Ausfallstraße in Richtung Vogtland, befindet sich ein großer Industriekomplex. Hier produziert der US-Konzern Clarios Batterien für Automobile. 2023 wurde die 80-millionste Batterie des Unternehmens ausgeliefert. Die Batterieproduktion gehört zu den Zwickauer Erfolgsgeschichten nach der deutschen Wiedervereinigung 1990. Es ist technologisch ein Vorzeigewerk und hat ca. 400 Beschäftigte.
An diesem Standort werden elektrotechnische Produkte schon seit 1885 gefertigt. Begonnen hat alles mit einer technisch neuen Sicherheitsgrubenlampe für den Einsatz im Steinkohlenbergbau. Diese erfand der Zwickauer Unternehmer Carl Wolf. Die Lampe signalisierte die Stärke der Konzentration von gefährlichem Grubengas (Methan) und ist seither Lebensretter für Bergleute auf der ganzen Welt.
Über viele Jahrzehnte gab es bei Friemann & Wolf weitere Innovationen, die weltweit exportiert wurden. 1903 baute die Firma auch die erste elektrische Grubenlampe mit Bleiakku. Diese und andere Produkte ließen das Unternehmen zum Weltmarktführer bei Grubenlampen aufsteigen. Sogar in den USA gründeten die Zwickauer Unternehmer eine Niederlassung.
Mitte der 1920er Jahre, noch auf dem Höhepunkt der Kohleförderung in Reinsdorf bei Zwickau, beginnt bei Friemann & Wolf die Produktion von Autobatterien. Die Zwickauer Autoindustrie war ein treibender Faktor. In der Stadt war seit 1904 der berühmte Autopionier und Luxuswagenhersteller August Horch ansässig. Der elektrische Starter, der aus einer Batterie gespeist wurde, die bis dahin nur der Beleuchtung diente, löste die Starterkurbel ab.
Bis in die 1940er Jahre hinein war Friemann & Wolf eine Weltfirma, der größte Produzent innovativer Grubenlampen. Der Absatz von Autobatterien stieg mit der Rüstungspolitik Hitlers. Nach dem 2.Weltkrieg erfolgten die Enteignung und die Umbenennung: erst zur Sowjetischen Aktiengesellschaft (SAG) Kabel, dann als VEB Grubenlampenwerke. In der DDR werden zwar weiter Grubenlampen und Starterbatterien für Autos produziert, die Weltgeltung ist allerdings dahin, zumindest, was das westliche Ausland anbelangt.
Die Spurensuche nach den historischen Grubenlampen von Friemann & Wolf führt heute ins Bergbaumuseum nach Reinsdorf, wenige Kilometer außerhalb von Zwickau, auf dem Gelände einer ehemaligen Steinkohlengrube.
→ Buchtipp: Norbert Peschke, 130 Jahre Grubenlampen- und Akkumulatorenfertigung in Zwickau. Zwickau 2014
Der Autopionier: August Horch (1868-1951)
Im Jahr 1904 liegt der Ursprung der Autostadt Zwickau. Der Kölner Autounternehmer August Horn verlagerte seine Fabrik hierher. Sachsen war für den erfindungsreichen Techniker kein unbekanntes Terrain. Er studierte von 1888 bis 1891 am renommierten Technikum in Mittweida, der heutigen Hochschule für Technik und Wirtschaft.
August Horch ist eine schillernde Figur der deutschen Industriegeschichte. Einerseits sind mit seinem Namen technische Innovationen (Sechszylindermotor, Durchsetzung der Linkslenkung) sowie trendsetzende Automobilmarken Horch und Audi verbunden. Andererseits pflegte er schon früh die Nähe zu Politik und Rüstungsindustrie, etwa 1917 im 1. Weltkrieg mit seiner Beteiligung an der Entwicklung des ersten deutschen Panzers. Bereits 1933 trat er nach der Machtübernahme Hitlers der NSDAP bei. Im Aufsichtsrat der Autounion, in der ab 1932 seine Unternehmen aufgingen, trug er Mitverantwortung für die Kollaboration mit dem NS-Regime, der Rüstungspolitik und der Zwangsarbeiterausbeutung.
Geschichte am Originalschauplatz
In der Audistraße 7, in der Nähe des originalen Schauplatzes, wo Autopionier August Horch einst seine Luxusfahrzeuge baute, befindet sich heute das August Horch Museum. Die riesige Ausstellung auf 6.000 qm zeigt Fahrzeuge in Alltagsszenen, vermittelt Wissen und weckt Emotionen. Reichhaltige Informationen aus 120 Jahren Zwickauer Autogeschichte wechseln kurzweilig mit unterhaltsamen Bereichen: einmalige Fahrzeuge bestaunen, Multimediadisplays und Faktentafeln studieren, Kurzfilme anschauen und Multimediashow erleben, Mitmach-Stationen erkunden und von Fahrsimulationen herausfordern lassen.
Das August Horch Museum Zwickau gilt als der Besuchermagnet in Sachsen für Automobilfreunde aus aller Welt. Hier erfährt der Autofreund eine ganze Menge vom Pioniergeist und dem Erfindungsreichtum des sächsischen Automobilbaus von Horch über Trabant bis Volkswagen. Ein Highlight ist die aufwendige 15-minütige Multimediashow zu den legendären Silberpfeilen aus Zwickau, den schnellsten Rennwagen ihrer Zeit (1934-1939).
Man nimmt gespannt auf einer Zuschauertribüne Platz. Es wird dunkel. Kulissen, Bild und Ton inszenieren dann das Geschehen in der Boxengasse beim Start eines Grand Prix in den 1930er Jahren. Zwei originale Silberpfeile der Auto Union stehen in der Startaufstellung. Ein unglaublich imposantes Spektakel! Die Entwicklung der Auto-Union-Rennabteilung bei Horch in Zwickau leitete bis 1937 übrigens Ferdinand Porsche.
Schattenseiten der Autoproduktion im 2. Weltkrieg
Die Auto Union war seinerzeit neben Opel der zweitgrößte Autoproduzent in Deutschland. Zum Firmenverbund, gegründet 1931/32 in Chemnitz, gehörten die Zwickauer Sport- und Luxus-Automarken Audi und Horch, das Wanderer-Werk für Mittelklassewagen in Chemnitz-Schönau sowie das DKW-Werk für Motorräder und Kleinwagen in Zschopau. Wie so viele Unternehmen wurde die Auto Union während des 2. Weltkrieges ein Rüstungsbetrieb, beschäftige Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge.
In Zwickau gab es ein Außenlager des Konzentrationslagers Flossenbürg. Zwischen 1943 und 1945 unterhielt das KZ-Hauptlager insgesamt 77 Außenlager. Zwölf befanden sich am heutigen PURPLE PATH: in Aue, Chemnitz, Flöha, Freiberg, Hainichen, Hohenstein-Ernstthal, Mittweida, Oederan, Wilischthal/Amtsberg, Wolkenburg, Zschopau und Zwickau. Fünf der Lager wurden von der Auto Union teils auch als Tarnfirmen gemeinsam mit der SS betrieben.
Wenige dieser ehemaligen Lager funktionieren als Gedenkstätten, viele der damals betriebenen Gebäude werden heute sehr profan genutzt, andere Orte sind verfallen. Im Chemnitzer Kulturhauptstadt-Jahr 2025 sollen die künstlerischen Architektur-Fotografien in den genannten Kommunen der Region gezeigt werden. Im Rahmen der Veranstaltung werden sie vom Kurator des PURPLE PATH, Alexander Ochs, präsentiert.
Die Warenhaus-Gründer: Salman Schocken (1877-1959) und Simon Schocken (1874-1929)
Das neue Jahrhundert war noch jung, als die Brüder Moritz und Julius Ury 1901 in Zwickau ein Warenhaus in der Wilhelmstraße 9 (heute: Hauptstraße) gründeten. Leiter des Warenhauses wurde Simon Schocken, der noch im gleichen Jahr seinen Bruder Salman ins Geschäft holte. Die Brüder stammten aus einem jüdisch-deutschen Elternhaus. 1904 gründeten sie ihr eigenes Schocken-Kaufhaus in Oelsnitz/E.. Mit dem geschäftlichen Aufschwung war es möglich, 1906/7 auch das Zwickauer Warenhaus zu übernehmen. Damit war der Grundstein für eine einzigartige Erfolgsgeschichte gelegt.
Das Prinzip der Brüder Schocken war so einfach wie genial und war der Vorbote der modernen Konsumgesellschaft: erschwingliche Waren in guter Qualität zu günstigem Preis für eine breite Schicht an Käuferinnen und Käufern. Konsumgüter und Textilien gehörten zum Kernsortiment. Teppiche aus dem Orient, bis dato ein Luxusartikel, importierten die Schockenbrüder über ihre Zentrale in Zwickau. Im Textil- und Rennsportmuseum in Hohenstein-Ernstthal finden sich in der Ausstellung auch Exponate der regionalen Teppichtradition.
Bis 1930 wuchs Schocken auf 20 Filialen und damit zur viertgrößten Warenhauskette in Deutschland. Auch in Städten am Purple Path gab und gibt es teils noch heute Schocken-Häuser: Aue-Bad Schlema, Chemnitz, Frankenberg, Freiberg, Oelsnitz/E.. Den ganz großen Erfolg erlebte Simon Schocken gerade noch mit, denn er starb 1929 bei einem Unfall.
Die größte Tragödie des Warenhauskonzerns erlitt dann sein Bruder Salman, der 1934 bereits nach Palästina emigriert war: 1938 wurde das Unternehmen von den Nationalsozialisten im Zuge der „Arisierungs“-Politik enteignet. 1940 ging Salman Schocken in die USA. 1949 konnte er 51% der in Westdeutschland gelegenen Warenhäuser zurückerwerben, die in Ostdeutschland blieben enteignet.
Das Schocken in Zwickau blieb auch zu DDR-Zeiten ein Kaufhaus. In den 2000er Jahren stand es lang Zeit leer. Derzeit wird das denkmalgeschützte Gebäude saniert. Zukünftig sollen hier ein Hotel, Büroräume und ein Einkaufsmarkt einziehen.
Zukunft machen: Eine typische Mentalität in der Region Zwickau
Innovationen und Traditionsbewusstsein, Offenheit und Zuwanderung sicherten seit jeher das Überleben der Region Zwickau. All das zeugt von vielen Transformationsprozessen, die weit in die Geschichte zurückreichen und teils bis heute andauern. Die Kohle- und Industrieregion war immer in Bewegung. Menschen kamen und gingen mit dem wirtschaftlichen Auf und Ab, erfanden sich kulturell neu und entwickelten Handwerk und Technik weiter. Das Bewusstsein von Herkunft und Tradition spielte dabei stets eine große Rolle, ebenso das bürgerschaftliche Engagement für Kunstfreiheit und eine offene Gesellschaft.
Geschichte bewahren: Günter Aurich, Heimatverein Reinsdorf e.V.
Günter Aurich, der Leiter des Bergbaumuseums Reinsdorf, begrüßt seine Gäste stets im traditionellen Bergmannhabit, den er mit Stolz trägt. Das Museum befindet sich im letzten baulichen Zeitzeugen des Reinsdorfer Steinkohlenreviers: im Turm des Morgensternschachtes II. Dieser wurde von 1872 bis 1962 betrieben, sein Turm stammt aus dem Jahr 1903, als das Bergwerk Richtung Norden erweitert wurde. Ein Querschlag in 610 m Tiefe schuf von hier aus die Verbindung für die Bewetterung (Frischluftzufuhr) des Morgensternschachtes III. Mit 1240 m war dieser einst tiefster Kohleschacht Deutschlands.
Der markante Turm sollte 1989 abgerissen werden, doch Günter Aurich und viele Mitstreiter kämpften für die Erhaltung. Die Rettung gelang mit dem 1997 gegründeten Heimatverein. Mit Unterstützung durch den Reinsdorfer Bürgermeister Steffen Ludwig wurde das Turmhaus saniert und zum Museum ausgebaut.
Ganz unten, auf 610 m Tiefe, arbeitete einst Günter Aurich. Von 1953 bis 1956 lernte er hier Grubenschlosser. Nach der Lehre fuhr er hier ein, um Pumpen und Rohrleitungen im Bewetterungsgang zu warten und zu reparieren. Eines Tages 1956 gerät er in große Gefahr, als er durch Einbruch des Stollens fast verschüttet wird. „Das war ein einschneidender Tag in meinem Leben“, erinnert sich Aurich. Nach diesem Erlebnis ging er über Tage und studierte an der TU Bergakademie Freiberg/Sachsen im Fach Bergbaumaschinen. Ab 1964 arbeitete er im Uranbergbau in Aue beim Betrieb für Bergbauausrüstungen der SDAG Wismut.
Günter Aurich hat mehr als ein halbes Jahrhundert das Auf und Ab der Bergbaugeschichte in Sachsen miterlebt. Der gebürtige Reinsdorfer ist im Ruhestand und engagiert sich für die Bewahrung der Tradition. „Das alles hier ist mir sehr ans Herz gewachsen“, sagt Günter Aurich. Über die Jahre seit der Museumseröffnung 1997 brachten die Leute aus der Region viele Sammlerstücke: Werkzeuge, Kleidung, Maschinen, Dokumente.
Ein Kern der Ausstellung im Reinsdorfer Museum ist die reiche Sammlung mit über 300 Grubenlampen. Es ist neben dem Deutschen Bergbaumuseum in Bochum/Nordrhein-Westfalen die zweitgrößte Sammlung Deutschlands. Ein Exemplar stammt wirklich noch aus der Gründerzeit der Zwickauer Firma Friemann & Wolf im Jahr 1885. Die Sammlung trug Klaus W. Hoy zusammen, einst letzter Direktor des staatlichen Grubenlampenwerkes der DDR in Zwickau.
Unternehmer mit Kunstsinn: Jürgen und Steve Zampieri
Was macht man mit dem riesigen Förderturm einer alten Kohlegrube, der auf dem eigenen Firmengelände steht?
Jürgen Zampieri erlebte den Schacht noch in vollem Betrieb. Von 1974 bis 1976 lernte er hier den Beruf des Instandhaltungsmechanikers. Nachdem der Schacht 1978 geschlossen hatte, wurde auf dem Gelände das Wohnungsbaukombinat angesiedelt. Zampieri arbeitete sich bis zum Abteilungsleiter für Metallbau hoch. Nach der Deutschen Einheit gelang es ihm 1992, diesen Betriebsteil zu privatisieren. Balkone und Toranlagen waren gefragte Produkte. Mit 16 Leuten startete das Unternehmen, heute zählt die MSB Metall- und Stahlsystembau GmbH 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Die Familie Zampieri hat den Strukturwandel der Region zweimal innerhalb kurzer Zeit gemeistert: das Ende des Steinkohlenbergbaus in den 1980er und das Ende des DDR-Wohnungsbaus in den 1990er Jahren. Jürgen Zampieri ist stolz darauf, das geschafft zu haben. Sein Lebensmotto ist: „Geht nicht, gibt´s nicht.“ Wohl kaum ein Ausspruch bringt die Mentalität der hiesigen Menschen besser zum Ausdruck.
Sohn Steve Zampieri, Dipl.-Ing. (FH) für Maschinenbau, sowie seine Zwillingsschwester Sandra Zampieri-Wagner, Betriebswirtin (HWK), werden das Lebenswerk des Vaters eines Tages gemeinsam weiterführen. Vater und Sohn identifizieren sich stark mit dem Unternehmen und der Geschichte des Firmenstandortes. Zu einem neuen Symbol dafür ist der 60 m hohe Förderturm geworden.
Im Rahmen von Sanierungsarbeiten, die die Zampieris finanzierten, wurde 2018 ein Kunstprojekt initiiert. Über das EU-Projekt "InduCult 2.0 „Lebendige Industriekultur“ wurden regionale Partner mobilisiert. Künstler Christoph Steyer (alias „Flamat“) aus Leipzig setzte das 30 x 16 m große Bildwerk mit einer Bergbaulandschaft um. Zwei Wochen Zeit, 150 Liter Fassadenfarbe und 250 Sprühdosen brauchte er dafür.
Das Motiv soll die Bergbautradition und den Pioniergeist der Menschen in Erinnerung halten. „Der Turm an sich war hässlich. Die Jugend wusste mit dem grauen Betonklotz nichts anzufangen“, meint Jürgen Zampieri. Trotzdem gehört er als markantes Bauwerk zum Zwickauer Stadtbild. „Durch diese Aktion ist mir das Thema Bergbau erst richtig bewusst geworden“, sagt Steve Zampieri. Der Turm mit seinem Kunstwerk ist nun für Zwickau, 40 Jahre nach seiner Stilllegung, ein wichtiger Erinnerungsort.
Förderung junger Talente: Kunstverein Zwickau e.V.
Die Wurzeln des Kunstvereins Zwickau e.V. reichen bis ins Jahr 1864 zurück. Bürgerschaftliches Interesse und Unterstützung für Kunst gehörte fortan zum kulturellen Leben der Stadt. Um die 400 Mitglieder hatte der Verein um die Wende zum 20.Jh. 1938, während der NS-Zeit, löste sich der Verein auf. Es dauerte mehr als ein halbes Jahrhundert, bevor der Verein 1991 von engagierten Bürgerinnen und Bürgern Zwickaus neu gegründet wurde.
Der Verein organisiert Ausstellungen, veranstaltet Symposien und verleiht den Max-Pechstein-Ehrenpreis. Die Förderung des Nachwuchses ist eine weitere essentielle Aufgabe der Vereinsarbeit. Im Januar 2024 wurde in der Galerie am Domhof die Jugendkunstschule eröffnet. Sie ermöglicht Kindern und Jugendlichen eine preiswerte künstlerische Ausbildung. Unterstützung erhält das Projekt vom Freistaat Sachsen und aus der Region. Die jungen Talente belegen wöchentlich Kurse im Malen und Zeichnen.
Freie Gegenwartskunst: Freunde Aktueller Kunst e.V.
1998 gegründet, zählen die Freunde Aktueller Kunst in Zwickau mit ca. 270 Mitgliedern zu den größten bürgerschaftlichen Kulturvereinen in Sachsen. Der Verein betätigt sich als Kulturveranstalter, Aussteller und Förderer regionaler, nationaler und internationaler Gegenwartskunst. Besonders die Vernetzung über die Region hinaus wird intensiv gepflegt.
Die Freunde Aktueller Kunst engagieren sich auch gesellschaftspolitisch für eine freie Kunst und eine offene Gesellschaft. Immer wieder erfahren der Vereinsvorsitzende Klaus Fischer und seine Mitstreiterinnen und Mitstreiter deshalb rechtsextremistische Anfeindungen. Mit Ausstellungen und Öffentlichkeitsarbeit versucht man, Politik und Bürgerschaft für die Verteidigung der Werte Kunstfreiheit und Demokratie zu sensibilisieren und zu mobilisieren.
Mit freundlicher Unterstützung der Volksbank Chemnitz eG
