Arthur Heinrich Lippert: Arbeit unser Segen Quell

Frankenberg

Arthur Heinreich Lippert, Arbeit unser Segen Quell, 1921; Courtesy: Stadt Frankenberg; Foto: Natalie Bleyl

Auf einer zentralen, hohen Säule im Becken des Oktogonbrunnens auf dem Frankenberger Marktplatz ist die stilisierte Figur eines unbekleideten Mannes platziert, der einen Hammer auf der linken Schulter hält, den ein Stoff mit leichtem Faltenwurf umspielt. Zwischen den Beinen und unterhalb der Knie der Figur ist ein Hausmodell zu sehen. Aus dem Säulenkapitell, das der Figur als Sockel dient, gehen im schmalen Strahl Wasserläufe ab. Die kraftvolle, expressionistische Darstellung, die durch den schwarzpatinierten Postaer Sandstein verstärkt wird, sollte nach den Plänen des die Skulptur finanzierenden Sächsischen Kunstfonds das Arbeitsideal des Deutschen Kaiserreichs widerspiegeln. Das Projekt, das auf Vorschlag des Dresdner Akademischen Rats vom Bildhauer Arthur Heinrich Lippert bereits 1914 umgesetzt werden sollte, ließ jedoch auf sich warten. Denn der Künstler Lippert, der 1879 in Waldheim als Sohn eines Stuhlbauers geboren wurde und an der Dresdner Kunstakademie bei dem Brunnenbildhauer Robert Diez, bei dem auch Ernst Barlach studierte, sein Meisterstudium absolvierte, wurde schon zu Kriegsbeginn 1914 als Soldat im Ersten Weltkrieg eingezogen. Von der Front aus plante er seine Skulptur für Frankenberg weiter. Die ab 1920 in der jungen Weimarer Republik einsetzende Hyperinflation ließ das Projekt erneut fast scheitern. Mehrere im April 1921 im Frankenberger Tageblatt veröffentlichte Aufrufe brachten die fehlenden finanziellen Mittel in einer Art kommunalen Crowdfunding-Kampagne zusammen, sodass Lipperts Werk am 7. August 1921 endlich feierlich eingeweiht werden konnte. 

Lipperts Arbeitsallegorie überstand alle divergierenden politischen Systeme des 20. Jahrhunderts, ungeachtet der künstlerischen Ursprungsabsicht ihres Schöpfers. Sahen die Frankenberger der 1920er Jahre im „Nakschen Mann“, wie der Volksmund die Brunnenskulptur nennt, ein Symbol für den kraftvollen Wiederaufbau nach dem Ende des Ersten Weltkriegs, verschoben sich die Deutungen unter der Herrschaft der Nationalsozialisten in den 1930er und 1940er Jahren zu einem Sinnbild völkischer Arbeitsideologie. Auch in das Kunstverständnis des Sozialistischen Realismus der frühen DDR und seiner Postulate der Volksverbundenheit, Parteilichkeit und Verständlichkeit schien Lipperts Werk zu passen. Nach ihrer Restaurierung wurde die heute zum ideologisch nicht mehr besetzten Wahrzeichen der Stadt Frankenberg gewordene Skulptur Teil des Purple Path: Als ein frühes Zeugnis kommunal-kollektiven Mäzenatentums und als Sinnbild der Deutungsverschiebung von Kunst im öffentlichen Raum im Wandel der politischen Systeme, wie auch Zentrum des vom ortsansässigen Kunst- und Kulturverein initiierten „Skulpturenpfads Frankenberg/Sa.“ mit Positionen zeitgenössischer Kunst.  

(Text: Alexander Ochs / Ulrike Pennewitz)

Arthur Heinreich Lippert

Arbeit unser Segen Quell / “Nackscher Mann”

In Frankenberg/Sachsen 

Adresse: 

Markt
09669 Frankenberg / Sachsen


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