In der Freiwilligenredaktion veröffentlichen Volunteers für Chemnitz 2025 Berichte von ihren Erlebnissen, Einsätzen und Erfahrungen rund um die Kulturhauptstadt Europas.
Kristina wohnt in Neukirchen im Erzgebirge. Die frühere Archivarin und Fallmanagerin ist als Volunteer für Chemnitz 2025 auf zahlreichen Veranstaltungen unterwegs. Außerdem schreibt sie sehr gern. Daher kam ihr die Idee, die Erfahrungen der Volunteers zu sammeln - der Startschuss für die Freiwilligenredaktion.
„Zu spät“ dachte ich, als ich mich als Volunteer für die Eröffnung des Garagencampus Chemnitz melden wollte. Die angebotenen Einsatzschichten waren schon belegt. „Nicht schlimm. Als Besucher teilzunehmen hat ja auch was!“ Wie gut, dass die Veranstalter für den 21. Und 22. März 2025 ausreichend Parkplätze auf dem Gelände der Chemnitz Messe gebucht hatten. Ein Shuttlebus pendelte während der zwei Festtage unentwegt zwischen Messe und Garagencampus.
Farbenfroh, vielseitig, unterhaltsam und informativ sollte es werden, das Programm zur Eröffnung des Garagencampus an der Zwickauer Straße. Sofort kam die Erinnerung an das große Opening des Kulturhauptstadtjahres im Januar 2025 auf. Bis auf die Größe der Aktionsfläche. Hier hatte das Januar-Wochenende die Nase vorn. Obwohl – mit 30.000 Quadratmetern Garagencampus dürfte dieses Gelände der CVAG neben der alten Stadtwirtschaft unter den insgesamt 30 Interventionsflächen den größten Raum einnehmen. Das war mir so nicht bewusst. Hatte ich doch über die Jahrzehnte hinweg vom „Straßenbahnhof“ Kappel nur das Verwaltungsgebäude mit der Turmuhr wahrgenommen.
Zum Garagencampus gehört natürlich das Straßenbahnmuseum. Seit 2002 ist es im ehemaligen Betriebshof untergebracht. Diverse Straßenbahnen und Busse aus allen Epochen der Chemnitzer Straßenbahngeschichte werden hier ausgestellt. Eine wichtige Rolle werden übrigens ein oder zwei Busse vom Typ „Ikarus“ in einem der nächsten Projekte des Programms der Kulturhauptstadt spielen. Meine Empfehlung: Unbedingt Tickets sichern! Es lohnt sich.
21. März 2025, erster Tag der Eröffnung
Bis zum Einlass 18.00 Uhr musste ich mich gemeinsam mit anderen Wartenden etwas gedulden. Die offizielle Eröffnung des Garagencampus war für 17.30 Uhr geplant und geladenen Gästen vorbehalten.
Kurz nach 18.00 Uhr steuerte ich direkt auf die Hauptwerkstatt – sprich große Bühne - zu. Das Programm hatte bereits begonnen. Musiker, Sänger, Tänzer und Sportler wechselten sich ab. Das Publikum applaudierte begeistert. Besser konnte die Stimmung nicht sein.
„Kultur kommt an - CVAG“ war auf dem ansprechend gestalteten Bühnenbild zu lesen. Treffend formuliert. Hat mir gefallen – der Spruch. Kaum war das Programm zu Ende, zog es mich in die benachbarte Alte Lackiererei.
Eine Talkrunde hatte bereits begonnen. Conny Hartmann (Moderation) war gerade noch beim Vorstellen der Teilnehmer. Die Generaldirektorin der Kunstsammlungen Chemnitz, Frau Dr. Florence Thurmes, die Stadtführerin Ramona Wagner, auch bekannt als Bertha Hartmann, die Bürgermeisterin Kultur Dagmar Ruscheinsky und der Bürgermeister von Amtsberg, Herr Krause, widmeten sich gemeinsam mit zwei weiteren Gästen dem Thema „Wie werden die Chemnitzer Interventionsflächen Teil der Kulturlandschaft nach 2025?“ Locker, informativ und publikumswirksam geführt, ließ der Talk keine Langeweile aufkommen. Humor kam nicht zu kurz. So wie ich hatten viele Zuhörer wohl das eine oder andere Aha-Erlebnis. Die Menschen mögen nicht nur 2025, sondern auch darüber hinaus eigene Ideen im Garagen-Campus umzusetzen. Die Botschaft dieses Talks macht seither die Runde. Für Alle, bei denen es für eine Genehmigung von Projekten bisher nicht gereicht hatte, eröffnen sich also neue Chancen. Dieser Standort wird auch weiterhin von der aktiven Mitgestaltung der Chemnitzer Bürger leben.
22. März 2025, zweiter Tag der Eröffnung
Den Gebärdenchor Monael & Friends wollte ich auf keinen Fall verpassen. Hat funktioniert. Den Song „Seite an Seite“ von Christina Stürmer zu hören und den Chor zeitgleich gebärden zu sehen, war beeindruckend. Ihren wohlverdienten Applaus erhielten die gehörlosen Laienkünstler nicht wie gewohnt durch Händeklatschen, sondern durch erhobene sich drehende Hände. Auf diese Besonderheit hatte die Moderatorin vor dem Auftritt der Formation hingewiesen. Musik, Sport und Tanz bestimmten auch an diesem Tag das Programm. Dirty Dancing, Udo Lindenberg, sogar ein Chemnitztanz kamen zu Ehren. Die über Generationen hinweg bekannte Tanzschule Köhler-Schimmel begeisterte mit ihren Choreografien das Publikum. Apropos Chemnitztanz und Chemnitzsong. Wenn mich meine Wahrnehmung nicht täuscht, gibt es mehrere davon. Auch zwei Podcasts habe ich im Netz entdeckt. Könnte man mal Ordnung reinbringen, DEN Chemnitzsong küren und vertanzen lassen. Sorry – ist nur so eine Idee. Nochmal sorry. Vielleicht habe ich ja was verpasst?
Den restlichen Nachmittag nutzte ich, um mir das Treiben auf dem barrierefreien Gelände näher anzuschauen. Es gab reichlich Angebote für das leibliche Wohl. Ein zur Disco umfunktionierter Straßenbahnwagen sorgte für Stimmung. Die kleinen Besucher hatten beim Kinderschminken und Basteln Spaß. In der Kreativwerkstatt wurde emsig gewerkelt. Abends streifte ich auf dem Weg zum Ausgangstor noch einmal durch das Straßenbahnmuseum. Selfies über Selfies wurden geschossen. Kleine und große Kinder bedienten ohne Unterbrechung die handbetriebenen Klingeln „meiner“ Linie 8. Mein Schulweg hatte Anfang der 60-er an der Weststraße begonnen und endete für mich an der Kaßbergauffahrt. Die Linie 8 fuhr weiter nach Ebersdorf und - klar- wieder zurück.
Zu lange war ich wohl von Erinnerungen abgelenkt. Der letzte Shuttlebus war weg. Pech gehabt. Wieder mal zu spät gekommen.