Freiwilligenbericht: Begehungen und Begegnungen - Volunteer beim Kunstfestival “Begehungen” im ehemaligen Heizkraftwerk Chemnitz - Nord

Foto: Heidi Guderian

In der Freiwilligenredaktion veröffentlichen Volunteers für Chemnitz 2025 Berichte von ihren Erlebnissen, Einsätzen und Erfahrungen rund um die Kulturhauptstadt Europas.

Heidi ist 72 Jahre alt. Sie wohnte und arbeitete viele Jahre in Chemnitz. Heidi interessiert sich für Kunst, Kultur, Sprachen und Musik. Zusammen mit Ihrem Mann erstellte sie einen umfangreichen Vortrag zum Thema „C-das Ungesehene“, Betrachtungen zu Chemnitz als europäische Kulturhauptstadt. Dabei kamen sie manchem Verborgenen auf die Spur. Seit April ist Heidi Volunteer.

 

Der Einsatz auf dem Gelände des ehemaligen Heizkraftwerkes Chemnitz–Nord am 31.Juli 2025 war eine eindrucksvolle Erfahrung für mich. Der Gegensatz von urbaner Lost-Place-Umgebung und den Installationen und Kunstwerken, die Umweltprobleme unserer Zeit beleuchten, hätte größer nicht sein können. Die riesigen Kühltürme, nun ungenutzter Beton, die Stahlgerüste und leeren Fabrikhallen treffen einen unvorbereitet hart. Klimaschädliche Vorgeschichte trifft auf das Thema – alles ist Wechselwirkung. Was nun? Diese Frage steht im Raum. Es bedurfte Mut und Einfallsreichtum, diesen Platz als Ort des Nachdenkens über die Wunden unserer Zeit zu nutzen. Das ist den Machern der Aktion gelungen.

Das Festival ist nicht neu in Chemnitz. Im Jahr der europäischen Kulturhauptstadt lädt es bereits zum 22. Mal an einen ungenutzten Platz ein. Eine Besonderheit gibt es dennoch in diesem Jahr. Die   Künstler, die das ehemalige Heizkraftwerk in ein riesiges Kunstobjekt transformieren, kommen aus der ganzen Welt. Es ist unmöglich, auf jedes der 32 Werke einzugehen. Sie beschäftigen sich mit Artenverlust, Ressourcenverschwendung, Klimaveränderung, visuellen und akustischen Denkanstößen zu diesen Problemen.

Zwei Objekte möchte ich dennoch nennen. Das ist die Arbeit des kolumbianischen Künstlers Daniel Otero Tores, der die sozialen und ökologischen Folgen des illegalen Goldabbaus im kolumbianischen Amazonasgebiet in den Fokus seiner Arbeit rückt. Die unsägliche Verschmutzung des Wassers und die Zerstörung von natürlichen Ressourcen und Lebensräumen ist die Folge.

Die in den Räumen überall zu sehenden weißen riesigen Tetrapoden der Künstler Abie Franklin und Daniel Hölzl unter dem Titel „Bycatch“ ziehen die Blicke auf sich. Im wirklichen Leben sind es Wellenbrecher aus Beton, die Küstenabschnitte schützen. Hier sind es mit Luft gefüllte Ballons, die irgendwie schwerelos aus den Fugen geraten sind. Der Mensch will die Natur unter Kontrolle halten, es fällt aber zunehmend schwerer, die heraufbeschworenen Geister zu bändigen.

Erstaunlich viele Menschen aus nah und fern besuchten diese Hallen. Es kam zu interessanten Gesprächen und Meinungsaustauschen über die gezeigten Installationen. Ich sprach auch Kinder und Jugendliche an, die mit Eltern oder Großeltern in ihren Sommerferien unterwegs waren. Sie überraschten mich mit klugen Gedanken und Überlegungen zu den gezeigten Werken. Es betrifft ihre Zukunft.

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